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Deutsche Bibliothek - ISSN 1616-1831
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22.12.2002

Lutz Düvel beantwortet Leserbriefe

In dieser Ausgabe gibt es Antworten zu den Aktien von

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Sun, 17 Nov 2002 21:37:17 +0100, von Hans Linder :
"Hallo, ich hätte gerne Informationen zu Jafco und BB Biotech
mfGr und Dank
HH Linder"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 23.12.2002 : Die BB Biotech AG aus Zug in der Schweiz beteiligt sich an verschiedenen Biotechnologie-Unternehmen. Laut eigenen Angaben ist die AG einer der weltweit größten Anleger in diesem Sektor. Die Aktie wird an der Schweizer Börse, am Neuen Markt (WKN 888509) und am Nuovo Mercato in Italien notiert. Am 30.Januar 2003 wird der prov. Jahresbericht für 2003 erwartet.

Wenn man in die Zukunftsbranche Biotechnologie investieren möchte, ist BB Biotech erste Wahl, da man mit dieser Aktie - wie bei einem Fonds - gleich auf ein Bündel von Unternehmen dieses Sektors setzen kann, die von qualifizierten Biotech-Experten ausgewählt werden. Im Portfolio der AG befinden sich laut Quartalsbericht vom 30.September Kernbeteiligungen an Amgen (21%), IDEC Pharmaceuticals (20%) und MedImmune (7%). Dazu kommen noch diverse kleinere Investments (alle Einzelwerte - Quelle: BB Biotech Homepage).

Aufgrund des Fonds-Charakters ist die BB Biotech-Aktie auf Gedeih und Verderb mit dem Trend der Beteiligungen verbunden. Während der gesamte Biotech-Sektor gemessen anhand des AMEX Biotech-Index bereits seit September 2000 tendenziell fällt, haben sich die großen drei Beteiligungen von BB Biotech noch längere Zeit auf hohem Niveau stabil gehalten. Doch ab etwa März diesen Jahres erhielten auch diese Titel einen kräftigen Dämpfer. Vergleicht man den BB Biotech Aktientrend langfristig mit dem des AMEX Biotech Index ist eine Underperformance der Schweizer Aktie festzustellen.

Analysten verweisen denn auch immer wieder auf den hohen Discount bei BB Biotech, der Innere Wert läge 15% bis 20% unter dem Aktienkurs.
Was sagt die Technische Analyse?

Chart: BB Biotech - 888509
Wie beim Sektor-Index AMEX Biotech hat bei BB Biotech im September 2000 ein Abwärtstrend begonnen, der den Kurs der Aktie in zwei Jahren um ca. 77% herab drückte. In der auslaufenden Jahresendrallye von 2001 konnte die langfristige Abwärtstrendlinie zwar überschritten werden, scheitert jedoch am waagerechten Widerstand im Raum 90 Euro. Bereits ab Jahresbeginn läuft der Trend parallel zur Abwärtstrendlinie weiter bergab.

Ein neues, schweres Verkaufsignal generiert BB Biotech im Mai/Juni mit dem Break der Unterstützung bei 56 Euro (rechts gelb markiert). Dabei fällt der Kurs auch wieder unter die (rot-blau-rote) Abwärtstrendlinie, die bis heute nicht mehr verletzt wurde. Der Abwärtstrend von BB Biotech ist insofern intakt, unter Gesichtspunkten der klassischen Technischen Analyse gibt es seit dem ersten, massiven Verkaufsignal im März 2001 keinen Grund, die Aktie zu halten.

Einen Hoffnungsschimmer liefert momentan die charttechnische Marke bei 34 Euro, welche im langfristigen Bereich als relativ starke Unterstützung gilt (siehe Tops 1998 und 1999, Test September+Oktober 2002). Es ist seit Monaten deutlich zu sehen, wie die Kurse keilförmig über dieser Unterstützung zusammen gedrängt werden. Wer diese Aktie noch hält, könnte deshalb zur Absicherung ein Stopp-Loss-Limit unter 34 Euro platzieren.

Das Discount-Argument der überwiegend positiv gestimmten Analysten und Börsen-Magazine allein wird an dieser Stelle als nicht überzeugend gewertet. Von viel größerer Bedeutung ist der zukünftige Trend des gesamten Biotech-Sektors.
Welche Meinung
TA professional in dieser Hinsicht vertritt, können Sie bei Interesse im kürzlich veröffentlichten Wall Street Ausblick 2003 nachlesen. Der neue, umfangreiche Artikel ist seit dem 19.Dezember auf der TA professional Startseite abrufbar und behandelt nebst Technischen Analysen und Prognosen für den Dow Jones und S&P 500 schwerpunktmäßig den AMEX Internet und Biotech-Index.
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JAFCO
Das japanische Unternehmen ist laut Homepage bereits seit 1973 als Venture Capital-Investor tätig. Bis Ende März diesen Jahres hat JAFCO in insgesamt 2553 Unternehmen investiert. Als die Börsenhausse und damit auch die IPO-Welle noch lief, waren solche Geschäftsmodelle sehr gefragt, JAFCO verdreifachte sich allein von Oktober 1999 bis Januar 2001! Der fulminante Börsenstart ist ganz links im unten eingeblendeten Langfrist-Chart zu sehen:

Chart: Jafco Co. Ltd. - 887715
Nachdem die Spekulationsblase im Früjahr 2000 platzte und die Märkte in die Baisse übergingen, wurden Beteiligungsfirmen wie JAFCO der Grundlage ihres Geschäfts beraubt. Neue Aktien sind nicht mehr an der Börse platzierbar, das IPO-Geschäft brach abrupt nahezu völlig ein. Im letzten JAFCO-Geschäftsbericht für die am 30.September geendete erste Hälfte des Geschäftsjahres ist von dramatischen Einbrüchen zu lesen (Net Income -80,8% auf 231 Mll.Yen - in der Vorjahresperiode ebenfalls -88,3% auf 1,202 Mll.Yen).

Ähnlich wie die zuvor behandelte BB Biotech ist JAFCO erheblich vom (japanischen) Aktienmarkttrend abhängig. Es genügt ein kurzer Blick auf die Charts von Nikkei und auch JASDAQ, um zu sehen, daß dieser momentan noch eindeutig abwärts gerichtet ist.

JAFCO selbst ist charttechnisch seit Jahren eine Verkaufsposition - glücklich wurde mit dieser Aktie nur, wer sofort nach der explosiven Startphase Anfang 2000 ausstieg. Seitdem herrscht ein permanenter Abwärtstrend ohne neue, signifikante Einstiegssignale.

Nur im Mai diesen und letzten Jahres sorgte die leichte Erholung der japanischen Börse für Bullenfallen im JAFCO-Chart. Beide Male wurde eine nächsthöhere, waagerechte Widerstandszone knapp und kurzfristig überschritten. Laut OnVista verführte diese Situation am 29.Mai diesen Jahres das Anlegermagazin Tele-Börse zu einer Empfehlung der Aktie ("100%-Chance") - zum Jahreshöchststand. Sechs Monate später notierte JAFCO 70% tiefer.

JAFCO ist seit dem Tief im November stärker angesprungen, was an dieser Stelle als reines Strohfeuer gewertet wird und zu verspäteten Verkäufen genutzt werden könnte. Das TA professional-Rating lautet klar negativ, der Abwärtstrend ist intakt, eine Fortsetzung höchstwahrscheinlich. Die Lage ändert sich frühestens mit einem Break des Widerstands bei 60 Euro.


Mon, 09 Dec 2002 21:57:14 +0100, von Georg Wassermann :
"Koennen Sie mir einen Kommentar zu RWE geben, insbesondere wird sich der Abwaertstrend weiter fortsetzen oder ist mittelfristig mit einer Erholung zu rechnen. Danke.
mfG Georg Wassermann"

Lutz Düvel, www.taprofessional.de, 22.12.2001 : RWE ist ein gutes Beispiel dafür, daß in einer schweren Baisse auch vermeintlich "sichere" Blue Chips an den Nerven zerren können. Dies gilt selbst für einen Versorger, der in früheren Zeiten als einer der solidesten Titel des deutschen Kurszettels gehandelt wurde.

Vor gut einer Woche ging es bei RWE hoch her, als der SPIEGEL vertrauliche Planzahlen veröffentlichte, laut denen das Nettoergebnis des Konzerns in 2003 nach vorläufigen Berechnungen um bis zu 40% einbrechen könne. Mit einem Kurs von 24,50 Euro erreichte der Kurs am 19.Dezember das bisherige Jahrestief. Noch im April notierten die Stämme über 40 Euro.

Die Aussichten und vor allem die hohe Verschuldung entzweien momentan die Analystengemeinde. Von "reduzieren" über "halten" bishin zu "strong buy" reichen die Empfehlungen. TA professional ist ein Magazin für Technische Analyse und auf die wollen wir uns bei RWE auch beschränken. Denn obwohl es sich bei RWE um einen Multimilliardenkonzern handelt, wäre man mit der simplen Beachtung von klassischen Trendlinien gut gefahren:

Chart: RWE Stämme - 703712
Als der Kurs Ende 1995 den Top-Widerstand bei 25 nachhaltig durchbrach, war dies der Auftakt für eine mehr als zweijährige Hausse. Der Trend war stetig und ließ sich sehr gut kanalisieren. Erst Mitte/Ende 1998 leiteten Verletzungen des Kanals eine Richtungsänderung ein. Mitte 2000 wiederum generierte RWE neue Kaufsignale, der Trend scheiterte jedoch mit einem Doppel-Top bei etwa 50 Euro.

Die neuerliche Wende nach unten wurde mit dem Break der (blauen) Aufwärtstrendlinie (ab Anfang 2000) besiegelt (rechts gelb markiert). Das letzte, bestätigende Verkaufsignal erfolgte mit dem Durchbruch der Unterstützung bei 32 Euro (siehe auch Top 04/96, Tief 02/2000).

Der scharfe Absturz der Aktie verdeutlicht die hohe Verunsicherung der Investoren, charttechnisch hat der Kurs mit 25 Euro nun ein Niveau erreicht, in dem zumindest eine Konsolidierung erwartet werden kann. Vor mehr als sieben Jahren begann hier die Hausse, 1990 wurde bei 25 Euro ein mehrjähriges Top markiert. Diese Unterstützungszone ist sehr alt und stark.

RWE kann an dieser Stelle kein positives Rating erhalten, da sich eine Trendwende nach dem noch ganz frischen Absturz erst andeuten muß. Die Unterstützung bei 25 Euro bietet sich zunächst nur als Konsolidierungs/Bremszone an, mehr kann man in dieser Situation nicht sagen. Ein Eintauchen in die alte Trading Range von Anfang der 90er Jahre - 17 bis 25 Euro - ist nicht auszuschliessen. Die schwache Nachrichtenlage spricht eindeutig gegen eine nachhaltige Trendwende. Mit einem Stopp-Loss-Limit z.B. bei 23,40 Euro könnte man die Position gegen weitere Verluste absichern.


Wenn auch Sie eine Frage zu einer bestimmten Aktie haben, schicken Sie mir einfach eine eMail mit Ihrem Anliegen.
Bitte beschränken Sie sich auf einen, maximal zwei Werte Ihrer Wahl.
Die Adresse für die Leserbriefe zur Technischen Analyse lautet : leserbriefe@taprofessional.de.
Ich finde es eine nette und gute Angewohnheit, wenn die Leserbriefe mit dem Realnamen unterzeichnet werden. Danke!


Gruß und Erfolg, Lutz Düvel
22.12.2002
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